Chronik der Gemeinde Schönberg

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Das Hl. Grab in Schönberg:

Nach vierjähriger Unterbrechnung kann zum vierten Mal, nach der gründlichen Restaurierung, eines der schönsten Hl. Gräber Österreichs wieder bewundert werden.

Der Kurat Johann Nepomuk Pfaundler wurde am 17. März 1723 als Sohn eines Goldschmiedes geboren und 1763 zum Kuraten in Schönberg bestellt. Neben seiner seelsorglichen Tätigkeit entwickelte der malende Geistliche bald eine ungeheure Aktivität als Festarrangeur. Der auf Blumenmalerei spezialisierte Autodidakt gab in seinem Wahlspruch die Natur als Lehrmeisterin an und gelangte in der Darstellung von Pflanzen, Vögeln und Kleintieren tatsächlich zu verblüffender Naturtreue. Pfaundler eignete sich auch eine erstaunliche Fertigkeit in Architekturmalerei und Perspektive an. Seinen prachtvoll illusionistischen Kulissen mit Säuleneinstellungen, Treppenanlagen, Balustraden, Kuppeln und Durchblicken geben Kunde davon. Seine theologische Ausbildung befähigte ihn dazu, ikonographische Programme mit typologischen Bezügen zu passenden Schriftstellen und Symbolen aus dem Alten und Neuen Testament zu verbinden. Ausdruck seines Könnens ist das 1770 erstmals aufgestellte Hl. Grab in Schönberg, das zu den bedeutensten noch existierenden Kunstdenkmälern dieser Art in Tirol zählt. Früher wie heute pilgern in der Karwoche zahlreiche Besucher in die Pfarrkirche Schönberg. Grund der Anziehung ist das in mehrjährigen Abstand aufgestellte, in ganzer Höhe füllende Hl. Grab. Dem gemalten Architektur- und Parkanlagen ist stets ein liebevoll gestalteter "natürlicher" Garten vorgelagert. An die 100 von rückwärts beleuchtete, in allen Farben schillernde Grabkugeln und Kerzen tragen vor allem in den Abendstunden zu einer ganz besonderen Stimmung bei.

Als Papst Pius VI 1782 durch Tirol reiste und durch Schönberg kam, soll er Kurat Pfaundler statt des Fusskusses huldvoll den Handkuss gewährt haben. 1809 besuchte Andreas Hofer den greisen Künstler im Priesterkleid. 1811 starb Pfaundler und fand in Schönberg seine letzte Ruhestätte. Ein Selbstportrait des Künstlerpriesters befindet sich im Schönberger Widum.

 

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Ortschronist Franz Volgger